Wandel in der Steuerberatungsbranche & Rollen des Fachpersonals

15. Juni 2025

Die Steuerberatungsbranche befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Wandels. Digitalisierung, Automatisierung und steigende regulatorische Anforderungen verändern nicht nur die technischen Prozesse, sondern auch die Rolle der Steuerberater selbst. Klassische Routinetätigkeiten werden zunehmend durch digitale Lösungen ersetzt, während Beratung, Prozessverständnis und strategische Begleitung der Mandanten an Bedeutung gewinnen.

Ein besonders dynamischer Bereich ist derzeit die laufende Buchhaltung: Ihre Erstellung wird zunehmend automatisiert – durch Schnittstellen zu Vorsystemen, KI-gestützte Belegerkennung und digitale Workflows. Was früher manuell erfasst und aufbereitet wurde, geschieht heute vielfach automatisch und in Echtzeit. Für Kanzleien bedeutet das nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch einen grundlegenden Wandel im Arbeitsalltag: Weniger Datenerfassung, dafür mehr Kontrolle, Analyse und Beratung.

In diesem Artikel möchten wir aufzeigen, wie sich die Arbeitsweisen in Kanzleien verändern, welche Chancen und Herausforderungen damit verbunden sind – und warum es jetzt entscheidend ist, sich diesen Entwicklungen aktiv zu stellen.

Veränderte Rollenbilder im Kanzleialltag

Mit der zunehmenden Automatisierung der laufenden Buchhaltung verändern sich auch die Aufgabenprofile innerhalb der Kanzleien spürbar. Tätigkeiten, die bislang stark auf die manuelle Erfassung und Verarbeitung von Belegen ausgerichtet waren, treten zunehmend in den Hintergrund.

Steuerfachangestellte, Buchhalter, Steuerfachwirte und weiteres Fachpersonal, das bisher maßgeblich in die Erstellung der laufenden Buchhaltung eingebunden war, sehen sich nun mit neuen Anforderungen konfrontiert: Der Fokus verschiebt sich hin zu Kommunikation mit Mandanten, strategischer Planung sowie Controlling- und Analyseaufgaben.

Damit steigen nicht nur die Anforderungen an digitale Kompetenzen, sondern auch an betriebswirtschaftliches Verständnis und Beratungskompetenz. Die Fähigkeit, komplexe Daten auszuwerten und daraus steuerlich und unternehmerisch relevante Handlungsempfehlungen abzuleiten, gewinnt stark an Bedeutung.

Handlungsempfehlung: Wandel aktiv gestalten

Um den Wandel erfolgreich zu meistern, sollten Kanzleien den Veränderungsprozess nicht nur beobachten, sondern proaktiv gestalten. Das bedeutet vor allem:

  • Weiterbildung gezielt fördern: Fachkräfte benötigen neue Kompetenzen – von digitaler Tool-Nutzung über betriebswirtschaftliche Analyse bis hin zur kommunikativen Mandantenberatung. Fortbildungen und interne Schulungen sollten gezielt auf diese veränderten Anforderungen ausgerichtet werden.
  • Digitale Prozesse etablieren: Die Einführung oder Optimierung digitaler Buchhaltungslösungen (z. B. OCR-Erkennung, Schnittstellen zu Vorsystemen, cloudbasierte Belegarchivierung) schafft die Basis für automatisierte Abläufe – und damit Raum für wertschöpfende Tätigkeiten.
  • Rollen neu definieren: Bestehende Aufgabenprofile sollten überprüft und gegebenenfalls neu strukturiert werden. Dabei ist es wichtig, die Mitarbeitenden frühzeitig einzubeziehen, Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen und gemeinsam neue Verantwortlichkeiten zu gestalten.
  • Mandanten sensibilisieren und einbinden: Auch auf Mandantenseite ist ein Umdenken notwendig. Kanzleien sollten aktiv kommunizieren, welche Vorteile die neuen Prozesse bieten – und wie die Zusammenarbeit dadurch effizienter und transparenter wird.

Wer diese Transformation aktiv angeht, positioniert sich nicht nur zukunftsfähig, sondern schafft ein modernes Arbeitsumfeld, das Fachkräfte bindet und Mandanten überzeugt.